Auf dem Mayday 2014 in Wien war die Blockupy Plattform Wien mit einem Redebeitrag zum Thema Care vertreten.
Hier könnt ihr die Rede nachhören und nachlesen:
Der Redebeitrag an dieser Station wird gestaltet von der Blockupy Plattform Wien. Doch zuerst Bernadette La Hengst ‘I do care’
Heute am 1. Mai wird an vielen verschiedenen Orten anlässlich des sogenannten “Tags der Arbeit” demonstriert. Wir sind heute jedoch sicher nicht hierher gekommen, um “Arbeit” zu feiern. Wenn in diesem Zusammenhang von “Arbeit” gesprochen wird, ist meist nur eine bestimmte Arbeit, nämlich bezahlte, sichtbare Lohnarbeit gemeint.
Doch neben Lohnarbeit sind auch viele andere, unbezahlte Tätigkeiten notwendig um unsere Gesellschaft am Laufen zu halten. Diese Formen von Arbeit werden meist nicht anerkannt, in der Öffentlichkeit und Politik kaum thematisiert und häufig ins Private abgeschoben. Ein Wort, mit dem sich solche Tätigkeiten der Sorge um andere beschreiben lassen, ist der englische Begriff Care.
Unter Care fallen für uns viele verschiedene Tätigkeiten. Neben allen Formen der erwähnten Haus- bzw. Reproduktionsarbeit, etwa auch sich um unsere Freund_innen und Angehörige zu kümmern, uns gegenseitig aufzupeppeln, wenn der Tag auf der Arbeit schon wieder so beschissen war.
Aber auch Tätigkeiten, die dafür sorgen, dass die öffentlichen und privaten Räume nicht von Dreck überquellen. Tätigkeiten, die Menschen in Anspruch nehmen, die Pflege bedürfen.
Auch in politischen Bewegungen spielt Care eine zentrale Rolle. Ob Volxküche, selbst organisierte medizinische Versorgung oder Unterstützungsarbeit, Care wirkt organisierend und schafft neue Formen von Gemeinschaft und Solidarität.
Care-Tätigkeiten passieren innerhalb und außerhalb überwiegend schlecht bezahlter Lohnarbeit. Gemeinsam ist ihnen, dass sie eine zentrale Rolle für Gesellschaften und Gemeinschaften spielen. Eine Gemeinsamkeit ist aber auch, dass sie nicht als wesentliche Arbeiten wahrgenommen, sondern stattdessen auf vielfältige Weise abgewertet werden.
Care-Arbeiten werden zum Großteil von Frauen*, häufig von MigrantInnen verrichtet. Hier geht kapitalistische Ausbeutung mit rassistischer und sexistischer Ausbeutung Hand in Hand. Care-Arbeit wird kostengünstig an Frauen* delegiert, ins vermeintlich Private abgeschoben und damit häufig unsichtbar gemacht.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008 hat erhebliche Auswirkungen auf die Organisation der Care-Arbeit in unseren Gesellschaften. Die vermeintlichen “Krisenlösungen” der autoritären Austeritätspolitik führen zu empfindlichen Kürzungen und Privatisierungen in Bereichen wie Gesundheitsversorgung, Sozialarbeit und Bildung. Die Beschäftigten in diesen Bereichen sind von Kündigungen betroffen, oder müssen die Einsparungen durch längere Arbeitszeiten und intensivere Arbeitsleistung ausgleichen.
Auch für Frauen, die keine Lohnarbeit in diesen Bereichen leisten, hat die neoliberale Sparpolitik teils gravierende Folgen. Wenn staatliche Leistungen eingeschränkt werden und privatwirtschaftlich angebotene Betreuung zu teuer ist, übernehmenen vor allem Frauen diese Arbeiten unbezahlt, zusätzlich zu ihrer Lohnarbeit.
Eine andere Strategie die auftretenden Engpässe zu bearbeiten sind schlecht bezahlte und/oder informelle Arbeitsverhältnisse unter miserablen Arbeitsbedingungen. Meist arbeiten Migrantinnen aus Nachbarländern undokumentiert in diesem Bereich. Dieses Phänomen wird unter dem Begriff „transnational care spaces“ behandelt. Solche Räume finden sich beispielsweise im Großraum Maribor-Graz oder zwischen Bratislava und Wien.
Da Care-Beziehungen also nationalstaatliche Grenzen überschreiten, wünschen wir uns das auch für eine politische Bewegung. Im Zuge der Europäischen Aktionstage organisiert die Blockupy Plattform Wien ein erstes transnationales Vernetzungstreffen zwischen Personen und Gruppen, um verschiedene aktuelle Kämpfe im Bereich Pflege- und Sorgearbeit vorzustellen. Wir wollen uns über die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise austauschen und uns gemeinsam dem Konzept ‘Care’ annähern.
Kommt am Wochenende des 17. und 18. Mai in die Räume des U5 neben dem Neuen Institutsgebäude der Uni Wien. Nähere Informationen zum Programm gibt es auf der Seite der Blockupy Plattform Wien unter wien.blockupy-frankfurt.org.
Die Krise der sozialen Reproduktion geht mit vielen verschiedenen Kämpfen einher. Lasst sie uns zusammenführen und Perspektiven entwickeln, wie Care jenseits von Staat und Kapital organisiert werden kann. Denn letztlich geht es bei Care um die Frage nach einem guten Leben für Alle!
Deshalb lasst uns gemeinsam für eine Care-Revolution sorgen!
One solution – Care Revolution!
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